Schuld hat selten der Radfahrer

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ADFC Bayern fordert differenzierte Betrachtung der Unfallstatistik für ein realistisches Bild der Hauptverursacher von Unfällen mit Fahrradbeteiligung 

München, 24.10.2017 – Im Zuge der parlamentarischen Anfrage der SPD-Landtagsfraktion zum Thema Fahrradunfälle in Bayern ist in der Berichterstattung das Bild entstanden, Radfahrer seien zu zwei Dritteln die Unfallverursacher und somit die Schuldtragenden. Der ADFC Bayern bedauert die gestiegene Zahl an Fahrradunfällen in Bayern sehr. Jeder Unfall ist ein Unfall zu viel, insbesondere, wenn man die Zahl der getöteten Radfahrer sieht.

Fahrradfahren in der Stadt. Hier: Rosenthaler Straße, Berlin-Mitte. Berlin, 13.10.2015 Download

Die meisten Fahrradunfälle sind Alleinunfälle
Die in der Berichterstattung genannten Zahlen zeigen jedoch nicht, dass es sich bei den meisten Fahrradunfällen um Alleinunfälle mit nur einem Beteiligten handelt, eben dem Fahrradfahrer. Hier gilt der Radfahrer automatisch als Hauptverursacher. Bei Unfällen mit zwei Beteiligten zeigt sich ein anderes als das entstandene Bild: Laut Statistischem Bundesamt waren von 2013 bis 2016 Pkw bei Zusammenstößen mit Fahrradfahrern zu 75 Prozent die Hauptverursacher. Bei Unfällen zwischen Lkw und Fahrrad waren die Lastkraftwagen sogar zu 80 Prozent die Hauptverursacher. Radfahrer sind insgesamt bei nur einem Drittel aller Unfälle mit weiteren Beteiligten die Hauptverursacher. Um die Unfälle zwischen Radfahrern bereinigt, sind Radler nur zu einem Viertel die Hauptverursacher von Unfällen mit anderen Verkehrsteilnehmern.
„Die gemeinsame Darstellung von Alleinunfällen und Unfällen mit mehreren Beteiligten verstellt den Blick für konkrete und notwendige Maßnahmen“, meint Armin Falkenhein, Landesvorsitzender des ADFC Bayern. „Gerade Unfälle zwischen Fahrrad und Pkw sowie Fahrrad und Lkw zeigen die Herausforderungen bei Kreuzungen, Einmündungen und einer sicheren Infrastruktur“, so Falkenhein weiter. „Die hohe Zahl der Alleinunfälle lässt zudem die Frage aufgekommen, ob eine mangelnde Infrastruktur hier mit ursächlich ist.“

Mehr Sicherheit durch breite Radwege, Fahrradstaffeln und Abbiegeassistenten bei Lkw
Verkehrssicherheit ist ein Kernthema, das der ADFC seit Langem fordert. „Wir brauchen breite, durchgängige Radwege, die vom Autoverkehr geschützt und gut einsehbar sind“, erklärt Armin Falkenhein. „Wo dies in den Städten nicht möglich ist, muss Tempo 30 die Regel sein. Dann sind Rad und Auto ähnlich schnell und Unfälle weniger schwer.“ Zudem bedürfe es in größeren Städten eigener Fahrradstaffeln der Polizei, die Präsenz zeigen und Vergehen von Radfahrern und Autofahrern ahnden. Dadurch könnten Fahrradunfälle mit Personenschäden stark zurückgehen, wie ein von Unfallforschern durchgeführtes Projekt in Berlin Mitte gezeigt hat. Darüber hinaus müssten bereits vorhandene Lösungen, wie z.B. Abbiegeassistenten bei Lkw, schnellstmöglich umgesetzt werden. Rechts abbiegende Lastkraftwagen würden so notfalls gestoppt, wenn Radler oder Fußgänger im toten Winkel sind. „Die Technik ist vorhanden! Bei der Umsetzung braucht es mehr politischen Druck“, fordert der Landesvorsitzende.

Über den ADFC
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 165.000 Mitgliedern, davon mehr als 25.000 in Bayern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik und Tourismus. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs.

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