Das „Nibelungenlied“ ist das berühmteste und bekannteste Heldenepos des deutschen Mittelalters und zieht die Menschen bis heute in seinen Bann. In der Bibliothek der Burg Prunn im Altmühltal (Stadtbereich Riedenburg) wurde vor etwa 450 Jahren der „Prunner Codex“, eine Original-Handschrift des Nibelungenlieds entdeckt. Auf Anregung der Bayerischen Schlösserverwaltung organisierten die Kreisverbände Regensburg und Ingolstadt eine Sternfahrt zur Burg um dort das Original des etwa 680 Jahre alten Buchs zu sehen.
Nach jeweils etwa 45 km Anreise und dem herausfordernden Anstieg auf die Anhöhe über dem Altmühltal wurden die fast 40 Radlerinnen und Radler von den Mitarbeitern der Schlösserverwaltung mit kühlen Getränken empfangen. Danach konnten sie einen Ausschnitt aus dem Historienspiel des Plattlinger Festspielvereins genießen. Aus Anlass der Erwähnung Plattlings (Pledelingen) im Nibelungenlied wird dort alle vier Jahre von engagierten Laienschauspielern ein Festspielsommer organisiert.
Dem Vortrag der Plattlinger in den Originalkostümen des Festspiels folgte eine Führung durch die noch bis 30. September 2012 geöffnete Ausstellung „Ritter, Recken, edle Frauen. Burg Prunn und das Nibelungenlied“. Diese zeigt sowohl die Hintergründe der mittelalterlichen Dichtung als auch die Baugeschichte der Burg und die damit verbundenen Burgherren. Auch wenn die Burg im Lauf der Zeit in ein wohnlicheres Schloss umgebaut wurde, ist das Leben der Bewohner bis in das Mittelalter gut vorstellbar.
Das fast immer bewohnte Schloss blieb von der Abbruchwelle vieler Burgen verschont und fiel, vermutlich anlässlich des Baus der benachbarten Befreiungshalle in Kelheim dem kunstliebenden und geschichtsbewussten König Ludwig I. von Bayern ins Auge, denn er ließ es durch das Königreich Bayern erwerben und erhalten. Die Burg Prunn ist daher ein wirklich lohnendes Ziel für Radausflüge oder eine Radtour im Altmühltal.
Nach einer famosen Stärkung in der gegenüber liegenden Burggaststätte traten die Radlerinnen und Radler den Heimweg an, der wegen der Hitze von einigen Aufenthalten an den Quellen bayerischer Braukunst unterbrochen wurde.
Diese erste Zusammenarbeit zwischen ADFC und der Bayerischen Schlösserverwaltung war in jeder Beziehung erfolgreich. Gemeinsam wird daher angestrebt, auch in den nächsten Jahren vergleichbare Radtouren anzubieten. Bayern hat viele Schlösser, für Radler gibt überall etwas zu entdecken, siehe www.schloesser.bayern.de.
Thomas Kirchhammer